Benjamin unternahm für ein paar Wochen eine Reise nach Malawi & Mosambik da ich selbst schon mehrmals in Uganda war – interessiert es mich, was er für Erfahrungen dort gesammelt hat und was er fotografisch dabei lernen konnte. Ich finde es sehr spannend, wie sich die Bilder aus Uganda und Malawi gleichen. Daher bittet ich Benjamin zum Interview.
Hey Benjamin, wie geht es dir derzeit?
Hi Martin, mir gehts sehr gut, danke. Kann mich nicht beklagen.
Du warst ja bis Mitte März in Afrika unterwegs. Was war das für ein Auftrag? Wie ist dieser zustande gekommen?
Ich wurde von der Organisation „To All Nations“ über eine Empfehlung angeschrieben, ob ich nicht an diesem drei wöchigen Einsatz teilnehmen möchte. Ich hatte die Aufgabe in den fünf Kinderdörfern die Arbeit, die dort geschieht fotografisch fest zu halten. Eine große Aufgabe war es noch, jedes Kind für die Pateneltern zu porträtieren.
Wie hast du dich auf diese Reise vorbereitet, hattest du spezielles Equipment mit?
Ich muss ehrlich sagen, richtig vorbereitet habe ich mich nicht. Außer das ich mir eine Regenjacke und noch ein paar Unterhosen gekauft habe. 😉 Vom Equipment hatte ich wie immer meine Canon Eos 5d Mark 3 mit dabei. Ich wollte aber auf dieser Reise nicht mein ganzes Equipment mitnehmen, da wir viel unterwegs waren und ich auch gerne mit etwas weniger zurecht kommen wollte. Somit hatte ich nur mein 50mm 1,2 , 35mm 1,4 das 24mm Tiltshift und das Sigma 12-24 mit. Die meiste Zeit habe ich aber mit meinem 50mm Bilder gemacht. Wenn ich das jetzt so lese, hatte ich doch viel mit.:)
In welchen Städten warst du überall unterwegs? Wie ist der Unterschied zwischen Malawi & Mosambik?
Wir waren die meiste Zeit in Malawi unterwegs, weil dort auch die meisten Kinderdörfer waren. In Mosambik waren wir nur ein paar Tage und da dann auch die meiste Zeit nur im Kinderdorf, deswegen kann ich zu dem Unterschied leider nicht viel sagen. Gelandet sind wir in der Hauptstadt von Malawi, in Lilongwe. Von dort aus ging es zu dem ersten Kinderdorf nach Chiole. Danach sind wir nach Mdeka, Matanda und Dombole gereist. Matanda ist ein Kinderdorf, was oben auf den Bergen im Busch liegt, was wunderschön ist. Man hat den ganzen Tag ein herrliches Panorama. Der Heimflug war dann von Blantyre aus.
Wie ist das Gefühl dort Fotos zu machen, bei mir gab es den Punkt wo es mich enorme Überwindung gekostet hat, die Fotos zu schießen, gab es den bei dir auch?
Also in den Kinderdörfern war es für mich kein Problem, ich hatte eher Überwindung auf den Straßen oder auf den Märkten. Dort wurde man natürlich sofort erkannt und alle sahen die große Kamera in meiner Hand. Man wurde auch ab und an mal angesprochen und die Menschen wollten Geld, wenn sie merkten, dass sie fotografiert wurden. Da war es mir am unangenehmsten zu fotografieren. Mir war es zum Teil sehr unangenehm, dass Leben auf den Straßen zu fotografieren, weil wir stark auffielen, als die „reichen weißen“, die das Leben in Armut als Attraktion sehen.
Wie haben die Leute auf dich und deine Kamera reagiert?
Eigentlich sehr gut und freundlich. Wie gesagt, auf dem Markt waren sie immer sehr skeptisch und vorsichtig. Nicht alle wollten fotografiert werden oder wollten Geld dafür haben. Man musste manchmal aufpassen wo und von wem man Fotos macht. Auf den Märkten hätte ich gerne ein paar mehr Fotos gemacht. Es ist sehr schwierig aus der Hüfte oder der Hängenden Hand Fotos zu machen:)
Welches Erlebnis hat dich besonders geprägt?
Ich habe ehrlich gesagt kein einzelnes Erlebnis was mich in dem Sinne besonders geprägt hat. Für mich war die Armut und wie sie mit uns Weißen umgehen sehr prägend. Manche gingen vor uns auf die Knie, weil wir für sie heilig sind und näher bei Gott, weil wir reicher sind. Die Armut generell, aber auch wie sie damit umgehen.
Wie waren die ersten Tage zurück in der Heimat?
Ich hatte eigentlich immer gesagt, dass ich diese Brille die man auf hat, wenn man aus solchen Ländern zurück kommt nicht aufhaben möchte. Aber es bleibt nicht aus. Ich habe mich ehrlich gesagt nur wegen meiner Frau, Familie und Freunde auf die Heimat gefreut. Vom Essen her und allem anderen bin ich eigentlich gut klar gekommen. Ich habe auch bisschen abgenommen, dass war auch sehr gut. Aber ich habe schon gemerkt, dass es mich sehr genervt hat über welche Themen man hier in Deutschland spricht, was einen beschäftigt und womit man sich beschäftigt. Luxusprobleme wie Ernährung, Diäten und Aussehen. Man steht vor einem vollen Schrank und sagt „Ich habe nichts an zu ziehen“ , ich denke jeder kennt das, der schon mal in einem ärmeren Land war. Solche Themen sind nervig, wenn man aus einem Land wie Malawi kommt.
Merkst du, dass du dich nach diesem Aufenthalt verändert hast? Etwas anders auf die Welt schaust?
Ja auf jeden fall. Aber ich muss ehrlicherweise sagen, dass mir viele Dinge sehr schwer fallen, sie bei zu behalten. Man lebt einfach in Deutschland und kann sich alles kaufen, wenn man möchte und hat alles. Das Bewusstsein, wie reich wir sind und dass man viel Zeit mit Luxusproblemen verschwendet, verschwindet leider schnell.
Danke Benjamin, dass du dir die Zeit genommen hast diese Fragen zu beantworten. Hast du noch ein paar abschließende Worte für uns?
Sehr gerne. Bleibt sauber, lebt im Bewusstsein dieser Welt und achtet auf euren Nächsten. Schaut doch mal, was ihr aus eurem Kleiderschrank spenden könnt oder unterstützt Hilfsprogramme finanziell in diesen Ländern.
Mehr Bilder von Benjamins Reise könnt ihr auf seiner Webseite sehen.
Martin Neuhof
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