Hey Steffen, was gab es heute zum Mittag bei dir?
Fisch Galore! Meine Frau macht gerade so ne Diät mit leckerem Essen… ich profitiere also in mehrfacher Hinsicht…
Wie bist du eigentlich zur fotografie gekommen?
Mein Vater ist Fotograf. Sagen wir es mal so: Es ergab sich!

Was machst du derzeit beruflich?
Noch vor einem Jahr hätte ich Dir ne Latte Skills um die Ohren gehauen. Heute kann ich mit einem Wort antworten: Fotograf.

Was ist passiert? Was hat dich zu dieser Veränderung bewogen?
Ich hab 15 Jahre im Grafik- und Webdesignbereich gearbeitet… Ein Stück weit bin ich sicherlich „ausgebrannt“. Meine Toleranz sank mit jedem Job. Ich hatte keine Lust mehr, schwafelige Briefings von Wäregern-Grafikern zu bekommen und am Ende der Gestaltungs-Sklave zu sein. Nach so langer Zeit entwickelst Du ein Gefühl dafür, wie Gestaltungselemente platziert werden. Der Kunde jedoch will permanent sein Logo größer und verliert die Botschaft komplett aus den Augen. Dabei sind die meisten Kunden komplett „beratungsresistent“,. Ich kam mir immer vor wie auf dem Schlachtfeld: Ein paar Winkelzüge hier – einen Haken da – etwas Schach dort. Am Ende ist das Ergebnis oft ein einziger Kompromiss von beiden Seiten… und das sieht man dem Ergebnis dann auch an. Die meisten meiner „Wow“-Arbeiten sind komplett ohne zu tun des Kunden entstanden… Ein Foto hingegen ist gemacht. Ende der Geschichte!

Wie schwer ist dir dieser Schritt gefallen? Was für ein Risiko bist du dabei eingangen? Gerade auch finanziell? Ist jetzt eine Last von dir abgefallen?
Es gehört sicherlich Mut dazu, dass Ruder komplett herumzureissen. Fotografiert hab ich ja schon immer… nur eben nicht als Haupterwerb. Ich hab in den Weihnachtsferien letzten Jahres einfach mal eine Business-Seite als Fotograf (www.heidefotograf.de) ins Netz gestellt und eine Google Adword Kampagne geschaltet. Ich hatte gleich in der ersten Woche 4 Anfragen… Insofern bin ich relativ weich gefallen… Den schönsten Moment hatte ich übrigens in diesem Jahr als ich einen Supergroßen und lukrativen Job für einen namhaften Kunden abgelehnt habe. Ich fühlte mich plötzlich so verdammt frei…

Auf was in der Fotografie hast du dich spezialisiert? Was fotografierst du am liebsten?
Die Arbeit als Hochzeitsfotograf hat sich relativ schnell von selbst „spezialisiert“. Hier bin ich eigentlich fast jedes Wochenende unterwegs. Einfach weil es sich so ergab und hier die meisten Anfragen kamen. Mittlerweile mache ich das total gern. Am Liebsten ganze Hochzeitsreportagen. Ich begleite die Paare vom morgendlichen Aufstehen bis tief in die Nacht. Diese Art des Storytelling ist megaspannend! Du lernst einen Haufen netter Leute kennen und kriegst ne Menge Geschichten mit… Und es schult das eigene Auge ungemein!

Hast du eigene Regeln die du während so eines anstrengenden Tages verfolgst? Kann mir gut vorstellen das man auch vor Langweile vom Stuhl kippen kann.
Langeweile? Du hast sowas noch nie gemacht oder? Du bist 14 Stunden komplett unter Strom! So eine Hochzeit ist komplett durchgeplant meist Monate und Jahre im voraus. Dir knallen die Events an solch einem Tag nur so um die Ohren. Du bist froh, wenn mal 10 Minuten nichts passiert, daß Du mal auf´s Klo kommst…

Vielleicht ist Langeweile falsch ausgedrückt. Meinte eher Regeln ala „ich fasse gar keinen Alkohol“ an. Gibt es Fettnäpfchen in die du schon getreten bist?
Alkohol verbietet sich von selbst. Fettnäpfchen lagen auch noch nicht im Weg. Ich hab meinen Tag eigentlich genauso minutiös geplant wie das Brautpaar. Ich schreibe mir im Vorgespräch den Ablauf genauestens auf und nutze jede freie Minute mit der Vorbereitung auf den nächsten Programmpunkt. Ich reise mittlerweile auch schon mit allerhand Geraffel, den ich ohne Assistenz teilweise gar nicht mehr wuppen könnte.
Stehst du lieber komplett unter Strom oder lässt du dir am liebsten für ein Motiv länger Zeit?
Ich stehe am Liebsten komplett unter Strom. Das hält wach und schärft die Sinne. Für ein Motiv nehme ich mir eigentlich gar keine Zeit… ich sammle Momente ein… die sind so schnell vorbei…

Also lässt du es auch lieber laufen?
Ja absolut! Hin- und wieder hab ich zwar auch mal Gelegenheit zu inszenieren, was auch tierisch Spaß macht. Allerdings ist in dieser Situation ein völlig anderes Ziel im Fokus. Bei Hochzeiten kannst Du beim Brautpaarshooting manchmal ein bisschen inszenieren. Aber nur bis zu einem gewissen Maß… Du hast in der Regel ja auch nur eine halbe Stunde… 
Du hast zur WM ein Fotoprojekt mit dem Namen „Schlaaand.net“ vorgestellt. Wie ist die Resonanz? Bist du zufrieden?
Ja sehr! Ich hätte nie im Traum daran gedacht, daß das Projekt so einen Haufen Arbeit macht! Jeden Tag die Einsendung posten und Texte dazu schreiben, alle Fotos und Texte so sichern, dass man sie wiederfindet… Und am Ende das Fotobuch gestalten… Hat auch noch mal einen ganzen Tag verschlungen. Aber es ist supergeil geworden! Neulich war ich auf einer Werkschau von Paul Ripke als ein mir unbekannter Typ vor mir steht und mich ganz aufgeregt mit Namen begrüsst… Es war der Gewinner des Schlaaand-Wettbewerbs, der sich tausendmal bedankt hat! Nette Begegnung!

Planst du weitere Projekte dieser Art? in welche Richtung soll sich dein Blog stilpirat.de entwickeln?
Klar! Sobald mir wieder eine spinnerte Idee kommt, leg ich wieder los! Mein Stilpir.at Blog ist hierfür genau die richtige Plattform. Die Portfolio Seite www.Stilpirat.de will ich trotzdem weiterführen. Allerdings nur noch als Fotograf. Ich hab so eine 2-Marken Strategie: Die Heidefotograf.de ist meine Plattform für das Alltagsgeschäft. Die Stilpirat.de soll vor allem an jene fotografisch interessierte gerichtet sein, bei denen es gern auch mal ein wenig punkig zugehen darf.
Wenn du die Wahl hättest: Welche berühmten Persönlichkeit würdest du gerne ein mal ablichten? Und bei was?
Auch wenn es Dich enttäuscht: Berühmte Persönlichkeiten sind mir komplett schnuppe! ich würde lieber die unbekannte Oma aus dem dritten Stock porträtieren, oder jemand Fremdes spontan auf der Straße.
Und mit jemanden bekannten zusammenarbeiten? Inspiriert dich ein anderer Fotograf / Künstler?
Oh ja! Ich würd gern mal für ne Zeit beim Duckduck Collective(http://duckduckcollective.com/blog/) unterkommen oder bei Paul Ripke (http://www.paulripke.de/) – ich wollte mich immer mal bei seiner Aktion „Assi für einen Tag“ bewerben…
Ich wurde im Gegenzug auch von Steffen interviewt – könnt ihr gerne hier lesen.
Steffen im Web:
-> stilpir.at Weblog
-> stilpirat.de
-> Heidefotograf.de
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