Paupi ist ein guter Mensch. Ich durfte ihn schon persönlich kennen lernen und wir haben auch schon einmal zusammen Fotos gemacht. Wir stehen fast täglich im Kontakt. Ich hab euch auch schon mal sein Portfolio hier auf der Farbwolke vorgestellt. Wir teilen oft die gleiche Einstellung und endlich konnten wir ein gemeinsames Interview durchführen.
Facebook: https://www.facebook.com/fotopaupi
Webseite: http://www.paupi.net
Hey Paupi, stell Dich doch bitte kurz vor.
Moinsen – ich bin Paupi. Hihi, 38 jahre alt, komme aus ner schwäbischen Kleinstadt, verheiratet (ja glücklich sonst wär ich‘s nicht), keine Kinder, Mietwohnung, kein Hund.
Foto: Björn Lexius (http://www.bjoernlexius.de/)
Was begeistert Dich zur Zeit? (Musik/Ausstellung/Buch/…)
Musikalisch bin ich irgendwo hängen geblieben. Ich bin auch was Musik angeht ziemlich intolerant. Ich bin Punkrocker und mag alles, was sich da drum herum so tummelt. Wobei ich zugeben muss, dass ich so manch‘ Elektro- und Hiphopzeug ganz gut finde. Ich will da aber gar nicht über meinen beschränkten Tellerrand gucken. Länger als 10 Minuten ertrag ich das aber nicht.
Motown hat sich auch bei mir eingenistet – total angenehm in der Kneipe und beim Autofahren.
Ausstellungen finde ich meist langweilig und ein aktuelles Lieblingsbuch kann ich dir gerade auch nicht sagen. Fernsehtechnisch kriegst du mich mit den Simpsons und ins Kino geh ich nicht.
Seit wann fotografierst du? Wie bist du zur Fotografie gekommen?
So richtig bewusst, also mit ner Spiegelreflex, seit 2007, glaube ich. Fotografiert hab ich schon immer, allerdings mit ner Hosentaschenknipse. Einfach immer und überall draufgehalten. Sind viele wirklich lustige Fotos entstanden. Irgendwann hab ich mich dann durchgerungen ne DSLR zu kaufen. Dann viel gelesen – ausprobiert – nicht verstanden – sein gelassen.
Ich hab mich relativ schnell dazu entschieden nur Festbrennweiten zu verwenden. Wegen der Lichtstärke und weil du, glaube ich, ein anderes Gefühl für‘s Motiv bekommst, als nur dazustehen und den Zoomring zu drehen.
Du scheinst deine Bilder ja öfters zu bearbeiten, was für Software benutzt du und wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Inspiration ziehe ich sonst aus Musik, dem Beobachten auf der Straße, irgendwelchen kranken Gedanken, Germanys next Topmodel, whatever! Einfach mit offenen Augen rumtigern.
Natürlich das Viertel! Und nachdem wir 2011 in New York waren, ich bin immer noch geflasht, glaube ich, dass dir New York auch noch nach 10 Jahren interessante Motive bietet. So viele verschiedene Menschen, Plätze, Dinge und jeden Tag ist es anders. Irgendwann will ich dort auch mal ein Fotodings machen, ansonsten würde ich gerne mal, nicht nur zum Fotodingsen, nach Tokio.
Wenn du Fotos machst, auf was achtest du? Dein inneres Gefühl oder ob technisch alles Perfekt ist?
Da ich mit der Technik oftmals auf Kriegsfuß stehe – inneres Gefühl. Ich finde ein Bild muss wirken. Da ist es mir erst mal egal, ob das jetzt 100% scharf ist, irgendeinem goldenen Schnitt oder sonst was entspricht. Leute die auch bei Feedback sich nur auf solche Sachen stürzen kann ich leiden wie den HSV. Auch aus dem Grund treibe ich mich überhaupt nicht mehr in irgendwelchen Fotoforen oder der Fotocommunity rum. Klar will man besser werden und auch technisch bessere Bilder machen. Ich habe zum Glück viele professionelle Fotografen im Freundeskreis und einer meiner ältesten Sankt Pauli Freunde Stefan (www.stefangroenveld) versucht mich immer nen Level höher zu schieben. Das klappt glaube ich auch ganz gut.
Puh, mach mal schnell das Kult weg. Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren dabei, aber irgendwie ist der von den Medien beschriebene Kult noch nicht an mir vorbeigelaufen. Ernst: ist tatsächlich eine Erfindung der Medien und wird aber tatsächlich von vielen Fans so gesehen und versucht zu leben. Die lustigen immer feiernden Party-Paulis waren wir aber noch nie.
Ich bin seit etwa 10-12 Jahren in der Fanszene aktiv. In verschiedenen Gruppen und Gremien. Zusätzlich bin ich seit 2008 gewähltes Mitglied im Fanclubsprecherrat – der offiziellen Vertretung der eingetragenen Fanclubs.
Fotografisch bin ich zumindest im Viertel zu Hause und auch viele/die meisten der Menschen die ich fotografiere sind eher in der aktiven Fanszene anzutreffen. Natürlich wird bei solchen Fotos immer irgendwie versucht der Vereins/Viertelbezug zum Thema zu machen. Macht ja auch einen Großteil unseres Lebens aus. Ich mein: Ich hab keinen Freund ohne Fussballbezug – Urlaube und Hochzeiten werden nach dem Spielplan terminiert und am Spieltag kann man leider nicht auf ne Beerdigung gehen.
Mit welchem Künstler würdest du gerne einmal Zusammenarbeiten und an welchen Projekt würdest du dann mit dieser Person arbeiten wollen?
In meinem erweiterten Freundeskreis treiben sich ja so einige „Musikgrößen“ rum – da gibt es schon interessante Typen mit denen es sicher spaßig wäre und die auch bereit wären sich von nem Typen wie mir ablichten zu lassen. Hat sich halt bisher nicht ergeben. Ein bestimmtes Projekt/Plan hab ich da nicht im Kopf – hab ich eh selten. Ich hab keine Ahnung, irgendwas wird sich da mal durch Zufall ergeben – darauf hinarbeiten eher nicht. Ich bin eh nicht so der Typ, der guckt wer was ist oder erreicht hat, ein Star ist. Ich kann nur mit Menschen was machen, die auch auf meinem Level sind, menschlich und politisch.
Schwieriges Thema – mir hat es die Menschenfotografie angetan. Wenn ich Gebäude und/oder Landschaft fotografiere sieht das irgendwie immer naja aus. Ich krieg da einfach den Zugang nicht. Bei Menschen hast du viel mehr Möglichkeiten zu experimentieren und kannst mit Emotionen und/oder Launen spielen und davon profitieren. Ich mag‘s auch total Menschen in ihrer Umgebung abzubilden. Dort wo sie wohnen, sie sich wohl fühlen, wo sie verwurzelt sind. Ich habe vor einem Shooting (doofes Wort) selten wirklich die Bilder im Kopf. Immer ein paar Ideen, aber das meiste ergibt sich dann wenn man unterwegs ist. Ich treff mich mit den Leuten immer irgendwo in der Stadt und dann gehen wir los und gucken wie es sich entwickelt – probieren zusammen aus. Zwischendrin setzt man sich irgendwo zusammen hin quatscht, trinkt ein Kaffee oder Bierchen, raucht ne Zigarette und macht weiter. Ich hab die Erfahrung gemacht das die Leute sich dann deutlich wohler fühlen und sich auch öffnen. Entspannte Menschen sind auf Fotos irgendwie cooler.
Was ist dir wichtiger, ein schönes Online-Portfolio oder eine Foto-Serie?
Ich denke beides ist wichtig. Zuallererst muss natürlich die Serie gut sein, sonst biste ja selbst nicht zufrieden und der/diejenige, die du stundenlang gequält hast auch nicht. Wenn du Fotos veröffentlichen darfst, finde ich, muss auch dein Online-Portfolio / Website / whatever, vor allem zu dir und zu deinem Style passen.
Was möchtest du Fotografisch noch erreichen? Welche Ziele hast du?
Puh! Ich möchte meinen Weg weiter gehen, meinen Style (sofern ich den habe) weiterentwickeln und mehr Technik(en) lernen. Ich will das auch immer nur hobbymäßig machen und nur dann wenn ich Bock drauf habe.